Hinter den sieben Bergen,

bei den sieben Zwergen …

Schneewittchen
– ein Märchen der Gebrüder Grimm –

In dieser zweiten Folge von „Datenschutz kinderleicht” erfahren wir,
wie wichtig es sein kann, dass nicht jeder weiß,
wo ich wohne –
damit ich dort sicher und geschützt sein kann.

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab.

Da saß eine Königin am Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.

Und da dachte die Königin bei sich: Hätt‘ ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz! Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, der Mund so rot wie Blut und das Haar so schwarz wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin.

DingDongLied „Schnee”

Materialien

Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war eitel und hatte ein hartes Herz.

Jeden Tag trat die neue Königin vor ihren Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

so antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“

Da war sie zufrieden.

Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es schöner als die Königin selbst. Als diese wieder einmal ihren Spiegel fragte:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

so antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“

Die Königin erschrak und ward gelb und grün vor Neid.

Dann ließ sie den Jäger zu sich kommen und sprach: „Bring Schneewittchen hinaus in den Wald. Dort sollst du es töten.“ Der Jäger gehorchte und führte Schneewittchen in den Wald.

Im Wald sprach Schneewittchen zu ihm: „Ach, lieber Jäger, lass mir mein Leben! Ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr heimkommen.“ Der Jäger hatte Mitleid und sprach: „So lauf hin, du armes Kind!“

Nun war Schneewittchen ganz allein in dem großen Wald. Da fing es an zu laufen und lief und lief. Spät am Tag entdeckte es ein kleines Häuslein und ging hinein, um sich ein wenig auszuruhen. Da stand ein kleines Tischlein mit sieben kleinen Tellerchen, sieben Löffelchen, sieben Messerlein und Gäbelelein und sieben Becherlein, und an der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt.

Schneewittchen war so hungrig und durstig, dass es von jedem Tellerlein aß und aus jedem Becherlein einen kleinen Schluck trank. Nach dem Essen legte sich Schneewittchen in eines der kleinen Bettchen und schlief ein.

Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren des Häusleins nach Hause. Es waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, dass nicht alles so in der Ordnung war, wie sie es verlassen hatten. Das erste Zwerglein sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?“ und die nächsten: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ und „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“  und „Wer hat in meinem Bettchen gelegen?“

Als der siebente Zwerg sich in sein Bettchen legen wollte, erblickte er Schneewittchen, das darin lag und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen, aber sie wollten Schneewittchen nicht aufwecken. Als es Morgen war, erwachte Schneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Die Zwerge fragten: „Wie heißt du und, wie bist du in unser Häuslein gekommen?“ Da erzählte ihnen Schneewittchen, was passiert war, und dass es den ganzen Tag gelaufen war, bis es endlich das Häuslein der Zwerge gefunden hatte. Die Zwerge sprachen: „Willst du unsern Haushalt versehen, kochen, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.“ – „Ja“, sagte Schneewittchen, „von Herzen gern!“ und blieb bei ihnen. Die Zwerge sprachen zu Schneewittchen:

„Hüte dich vor deiner bösen Stiefmutter, und lass niemanden herein!“

Die Königin dachte nicht anders, als, dass sie nun wieder die Allerschönste sei. Sie trat vor ihren Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber Schneewittchen über den sieben Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr.“

Da erschrak die böse Königin, denn sie wusste, dass der Jäger sie belogen hatte und Schneewittchen noch am Leben war.

Und sie sann aufs Neue, wie sie Schneewittchen umbringen könne; denn solange sie selbst nicht die Schönste im ganzen Land war, ließ ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht und kleidete sich wie eine alte Krämerin.

Die böse Königin färbt sich also das Gesicht und kleidete sich wie eine alte Krämerin und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an dem kleinen Häuslein der Zwerge an die Türe, und rief: „Schöne Ware feil!“ Schneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief „Guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?“ – „Schnürriemen von allen Farben“, antwortete sie und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war.

„Die ehrliche Frau kann ich hereinlassen“ dachte Schneewittchen, riegelte die Türe auf und kaufte sich den hübschesten Schnürriemen. „Kind,“ sprach die Krämerin, „wie du aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren.“ Schneewittchen dachte sich nichts dabei, aber die Krämerin schnürte so fest, dass Schneewittchen der Atem verging und es wie tot hinfiel. „Nun bist du die Schönste gewesen“ sprach die böse Königin und eilte hinaus.

Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen. Sie hoben es in die Höhe, und als sie sahen, dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei. Da fing es an, ein wenig zu atmen, und ward nach und nach lebendig wieder. Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie: „Die alte Krämerfrau war niemand anderes als die böse Königin. Hüte dich, Schneewittchen und lass keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!“

Die böse Königin aber, als sie nach Haus gekommen war, fragte den Spiegel:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel wie zuvor:

​„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen über den sieben Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr.“

Als die böse Königin das hörte, erschrak sie, denn sie verstand, dass Schneewittchen wieder lebendig geworden war.

„Nun aber“, sprach sie, „will ich etwas ersinnen, das dich zugrunde richten soll.“ Und mit Hexenkünsten machte sie einen giftigen Kamm. Wieder färbte sie sich das Gesicht, verkleidete sich und nahm die Gestalt einer alten Krämerin an. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief: „Gute Ware feil!“ Schneewittchen schaute heraus und sprach: „Geht nur weiter, ich darf niemanden hereinlassen.“ – „Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein“, sprach die Krämerin und hielt den giftigen Kamm in die Höhe. Der gefiel Schneewittchen so gut, dass es doch die Türe öffnete. Da sprach die Krämerin: „Nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.“ Das arme Schneewittchen dachte nichts Böses und ließ sie gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte und das Mädchen ohnmächtig niederfiel. „Du Ausbund von Schönheit“, sprach die böse Königin, „jetzt ist‘s um dich geschehen!“ und ging fort.

Zum Glück aber war es bald Abend, und die sieben Zwerge kamen nach Haus. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die böse Stiefmutter im Verdacht, suchten im ganzen Häuslein und fanden den giftigen Kamm, und kaum hatten sie den Kamm herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vor sich gegangen war. Da warnten die Zwerge Schneewittchen noch einmal, auf der Hut zu sein und niemandem die Türe zu öffnen.

Wieder zuhause im Schloss stellte sich die Königin vor den Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel, wie zuvor,

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen über den sieben Bergen
bei den sieben Zwergen
ist doch noch tausendmal schöner als Ihr.“

Als die böse Königin den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. „Schneewittchen soll sterben“, rief sie, „und wenn es mein eignes Leben kostet!“ Darauf ging sie in eine geheime Kammer, nahm einen Apfel und vergiftete dessen roten Backen. Dann färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich als Bauersfrau, und in dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen.

Die böse Königin klopft an die Türe.

Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach: „Ich darf keinen Menschen einlassen.“

„Meine Äpfel will ich schon loswerden. Da, einen will ich dir schenken“, antwortete die Bäuerin.

„Nein“, sprach Schneewittchen, „ich darf nichts annehmen!“ – Da sprach die Bäuerin: „Ich schneide den Apfel in zwei Hälften. Die rote Hälfte ist für dich, und die andere Hälfte werde ich essen.“

Der Apfel sah so saftig und lecker aus, und als Schneewittchen sah, dass die Bauersfrau davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen. Es streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder.

Die Königin konnte es nicht erwarten, zurück zu ihrem Spiegel zu kommen.

Wieder im Schloss fragte sie den Spiegel:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

und der Spiegel antwortete endlich:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“

Wie die Zwerglein, abends nach Hause kamen, fanden sie Schneewittchen tot auf der Erde liegen und da weinten sie drei Tage lang

– und auch die Tiere des Waldes weinten um Schneewittchen.

Schneewittchen sah aus, als ob es schliefe, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz. Der Zwerge brachten es nicht über sich, Schneewittchen zu begraben, deshalb ließen sie für Schneewittchen einen durchsichtigen Sarg aus Glas anfertigen.

Da geschah es, dass ein Königssohn sich im Wald verirrte und zu dem Zwergenhaus kam. Er sah das schöne Schneewittchen und verliebte sich sogleich in sie.

Er sprach zu den Zwergen: „Schenkt mir den Glassarg, denn ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen. Ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.“ Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleid mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen.

Da geschah es, dass die Diener über einen Strauch stolperten und das giftige Apfelstück aus Schneewittchens Hals fuhr.

Schneewittchen öffnete die Augen und richtete sich auf „Wo bin ich?“ rief sie. Der Königssohn sagte voller Freude: „Du bist bei mir“ und erzählte was sich zugetragen hatte. „Ich habe dich lieber als alles auf der Welt! Komm mit mir auf meines Vaters Schloss. Dort sollst Du sollst meine Gemahlin werden.“

Und Schneewittchen ging mit ihm, und ihre Hochzeit wurde mit großer Pracht und Herrlichkeit gefeiert.

Zu dem Fest wurde aber auch Schneewittchens böse Stiefmutter eingeladen. Wie sie sich nun geschmückt und mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?“

Der Spiegel antwortete:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber die junge Königin ist tausendmal schöner als Ihr.“

Der bösen Stiefmutter ward so bange, dass sie zuerst gar nicht auf die Hochzeit gehen wollte, doch ließ es ihr keine Ruhe, sie musste fort und die junge und schöne Königin sehen. Und wie sie in den Festsaal trat, erkannte sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen.

Die böse Stiefmutter stand starr vor Schreck und konnte sich nicht regen. Aber es wurden schon eiserne Pantoffeln hereingetragen und vor sie hingestellt, und sie musste in die Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.

 

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