„Vom Follower zum mündigen Bürger – Freiheit muss man wollen“
LfDI Stefan Brink im Gespräch mit dem Soziologen Harald Welzer

Dienstag, 14.9.2021, 18.30 Uhr

Veranstaltungsflyer als pdf.

Wir leben in einer freiheitlichen Gesellschaft, in der sich durch die fortschreitende Vernetzung neue Möglichkeiten der Selbstbestimmung für jede und jeden eröffnen. So die Illusion – sagt Harald Welzer. In Wirklichkeit sorge diep Architektur der weltumfassenden Vernetzung dafür, dass wir es uns in der Komfortzone der Digitalität gemütlich machen und alle Verantwortung abgeben könnten. Während wir uns in einer neuen Sphäre freiheitlichen Lebens wähnten, lebten wir tatsächlich in einer völlig neuen Form des Totalitarismus: „Alle Macht dem Volk!“ war gestern. Heute tauschen wir unsere Selbstbestimmung gegen den Komfort des Alltags ein – in sozialen Medien, beim Einkaufen oder mittels smarter Einrichtungsgegenstände – und überlassen die Macht über nahezu alle Lebenszusammenhänge freiwillig anderen: Regierungen, Wirtschaftsmonopolisten und der Gemeinschaft der Vielen, perfiderweise benannt und bekannt als „soziale“ Netzwerke.

Doch wie erkennt man diese neue Form des Totalitarismus? Welche Aufgabe kommt dem Datenschutz als freiheitsichernde Institution in einer total digitalisierten Welt zu? Oder sind wir gerne „Follower“ und damit freiwillig unmündiger Teil des digitalen Kollektivs? Harald Welzer analysiert in zahlreichen Publikationen und Vorträgen scharfzüngig und pointiert die Herausforderungen der digitalisierten Gesellschaft, mit seiner sezierenden Polemik fordert er uns zur Bildung einer eigenen Meinung heraus – und uns der Mühe auszusetzen, die Freiheit zu verteidigen. Daran arbeitet auch der Datenschützer Stefan Brink: Unser Bürgerrecht auf informationelle Selbstbestimmung gibt uns das Werkzeug in die Hand, unsere Freiheit in einer vernetzten Welt zu verteidigen. Doch können und wollen wir das überhaupt? Und lohnt sich das überhaupt? Oder ist das viel zu mühsam? Im Gespräch warden Harald Welzer und Stefan Brink einen Blick auf den Zustand der digitalisierten Gesellschaft werfen und erörtern, wie wir das Freiheitspotenzial der digitalisierten Gesellschaft zurückerobern können.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Die Teilnahme ist vor Ort oder online möglich. Bei Online-Veranstaltungen verwenden wir die Software BigBlueButton. Hier können Sie die Veranstaltung buchen: https://www.baden-wuerttemberg.datenschutz.de/offene-veranstaltung-2021-401/

 

Zur Person Harald Welzer
Prof. Dr. Harald Welzer ist Soziologe und Sozialpsychologe, Mitbegründer und Direktor von „Futur Zwei. Stiftung Zukunftsfähigkeit“. Er leitet das Norbert-Elias-Center for Transformation Design an der Europa Universität Flensburg, lehrt dort Transformationsdesign und als ständiger Gastprofessor Sozialpsychologie an der Universität Sankt Gallen. Er hat zahlreiche Bücher zu gesellschaftspolitischen Fragen und zur Nachhaltigkeit geschrieben, unter anderem „Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“, „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“, „Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit“, zuletzt „Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen“, alle erschienen im S.Fischer-Verlag. 2019 hat er den „Rat für Digitale Ökologie“ gegründet. Daneben ist er Herausgeber von „tazFUTURZWEI. Magazin für Zukunft und Politik“. Die Bücher von Harald Welzer sind in 22 Sprachen erschienen.

Zur Person Stefan Brink
Seit dem 1. Januar 2017 ist Dr. Stefan Brink Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Baden-Württemberg. Von 2008 bis 2016 war er Leiter Privater Datenschutz beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Rheinland-Pfalz, seit 2012 zugleich stellvertretender Landesbeauftragter für die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz. Nach Promotion bei Prof. Dr. Hans Herbert von Arnim (Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer) war Stefan Brink beim Wissenschaftlichen Dienst des Landtags Rheinland-Pfalz, sodann als Richter am Verwaltungsgericht Koblenz und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesverfassungsgericht (1. Senat, Prof. Dr. Reinhard Gaier) tätig. Brink wurde 1966 im pfälzischen Kaiserslautern geboren und studierte in Mainz, Heidelberg, Dijon und Paris Jura.

Das Bildungszentrum BIDIB
Das Bildungszentrum Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg (BIDIB) ist ein Forum für alle Aspekte der modernen Bürgerrechte Datenschutz und Informationsfreiheit.  Das BIDIB bietet nicht nur reine Bildungsangebote und Wissensvermittlung, sondern gibt auch Denkimpulse und stößt öffentliche Debatten an, etwa über die Auswirkungen des digitalen Wandels auf Bürger- und Freiheitsrechte.

Infos und Kontakt:
Lautenschlagerstr. 20, 70173 Stuttgart
Tel. 0711/61 55 41-33
E-Mail: bidib@lfdi.bwl.de
https://www.baden-wuerttemberg.datenschutz.de/bildungszentrum/